Twitch-Drops für WoW und Overwatch sind Marketing aus der Hölle und es nervt nur noch

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ww_michael
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Twitch-Drops für WoW und Overwatch sind Marketing aus der Hölle und es nervt nur noch

Beitrag: # 2489Beitrag ww_michael »

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MeinMMO-Dämon Cortyn hat die Schnauze voll von Twitch-Drops. Die sind nämlich Marketing aus der Hölle – und entwerten den guten Content.

Vermutlich ist das Ganze schon deutlich länger ein Problem, aber mir kommt es erst so aggressiv vor, seit Blizzard auf den Zug aufgesprungen ist – was in den letzten Monaten einfach vermehrt vorkam: Twitch-Drops und ihre Penetranz. Da ich mich gleich in drei Blizzard-Spielen regelmäßig wiederfinde, ist es kaum möglich, dieser Werbung zu entgehen:

„Schau unseren Reveal-Stream zu Hearthstone und du bekommst eine Kartenpackung!“
„Schau dieses Overwatch-Turnier und du bekommst einen Halloween-Skin!“
„Schaue WoW zum Release von Dragonflight und du bekommst exklusive Reittiere!“

Ich weiß, das wird bei der „Das Spiel kaufe ich nicht, das kann ich auch als Let’s Play gucken“-Generation jetzt für verwirrtes Augenreiben und Verwunderung sorgen, aber:

Ich spiele Spiele lieber selbst, anstatt anderen dabei zuzusehen. Natürlich gibt es Ausnahmen. Manchmal will man einen Guide in Video-Form sehen, einfach die Meinung eines Twitch-Streamers hören oder sich beim Essen ein bisschen „berieseln lassen“.

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Twitch-Drops entwerten den Content, der sie gewährt

Auf der einen Seite verstehe ich die Argumentation der Spielerinnen und Spieler, die einfach nur „Free Stuff“ abgreifen wollen. Im Hintergrund irgendeinen Player laufen lassen, damit man im Spiel kostenlose Skins, Spielzeuge oder Reittiere abgreift – das ist natürlich auf gewisse Weise verlockend und je nachdem, was man bekommen kann, eben auch eine schöne Sache.

Ich sehe auch ein, dass das ein netter Bonus ist, wenn man sich für diese Art von Content sowieso interessiert. Wer ohnehin die „Overwatch League“ verfolgt und Interesse an den Matches hat, der streicht nebenbei Belohnungen ein, weil ihn der Content auch wirklich interessiert.

Auf der anderen Seite ist das Ganze so durchschaubar. Denn mehr Zuschauer auf Twitch oder YouTube heißt im Umkehrschluss, dass ein Spiel besonders präsent angezeigt wird und wiederum noch mehr Zuschauer anlockt, die dann eventuell zu Spielern werden. Das ist natürlich nicht unbedingt eine schlechte Sache – eben eine klare PR-Aktion, um mehr Aufmerksamkeit für das Spiel zu kreieren. Damit kann man in einigen Monaten sagen: „World of Warcraft hat so viel Aufmerksamkeit bekommen wie noch nie zuvor“ oder „Die Overwatch League erreicht mehr Zuschauer als je zuvor“.

Doch stimmt das? Zumindest in meinem Freundeskreis hat die Overwatch League niemanden „erreicht“.

In den Zahlen und Statistiken macht sich das später trotzdem gut. Denn da kann man ja (durchaus der Wahrheit entsprechend) sagen, dass jeden Tag X-Tausend Zuschauer bei der Liga eingeschaltet haben. Nur gesehen haben sie davon ausgesprochen wenig.

Mich würde es vermutlich nerven, wenn ich einer der Content-Creator zu diesen Spielen wäre und merke, dass ich plötzlich das Zehnfache an Zuschauern habe – aber eigentlich nur 10 % wirklich meinen Content sehen will. Der Rest hat mich dann minimiert und stumm geschaltet im Hintergrund, um irgendwelche Belohnungen abzugreifen. Eine stärkere Entwertung der eigenen Arbeit könnte ich mir da kaum vorstellen.

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Overwatch League: 20 Stunden gestreamt, nichts davon gesehen

Gerade bei Overwatch 2 gehörte es in den letzten Wochen dazu, im Hintergrund irgendeinen Stream laufen zu haben. Entweder irgendwelche Content-Creator oder die Overwatch League auf YouTube. Das wurde dann belohnt mit legendären Skins, Voice-Lines und anderem kosmetischen Kram. Eine Menge meiner Freunde – ich auch – haben das genutzt und dabei kaum eine Minute der Inhalte wirklich gesehen.

Die Realität ist nämlich, dass man so einen Stream anschmeißt, den dann auf lautlos in den Hintergrund verbannt und irgendwann wieder abstellt, wenn man ohnehin die Gaming-Session beendet.

Bei World of Warcraft ist es ähnlich. Wenn ich dort zum Launch von „Dragonflight“ einige Stunden WoW-Content auf Twitch laufen lasse, gibt es ein Reittier, das früher mal 3.000 $ wert war.

Ich weiß, das ist jetzt schon wieder so ein Kapitel aus „Cortyns verrückte Gaming-Ansichten aus dem letzten Jahrtausend“, aber: Zum Launch einer neuen Erweiterung von World of Warcraft habe ich wirklich bessere Dinge zu tun, als anderen Leuten beim Spielen zuzusehen. Zufällig ausgewähltes Beispiel: Die Erweiterung selbst spielen.

Mich erinnert das Ganze immer an einen etwas dystopischen Sketch vom Satiriker Volker Pispers (via YouTube), der so vorschlug, man könne Arbeitslose ja zum Werbung-Schauen verpflichten, damit die Industrie eine garantierte Menge an Werbe-Zuschauern hat.

Twitch-Drops sind so blöd wie wir – haben wir sie also verdient?

Da kann man sich schon fragen, welche von beiden Seiten die blödere ist. Die PR-Leute, weil sie denken, dass solche Drops wirklich dazu führen, dass man Fan von solchen Streaming-Inhalten wird oder wir Spieler, weil wir für eine 2-Sekunden-Voiceline jeden Mist mitmachen, da man einfach so gerne sammelt. Vermutlich geben sich da beide Seiten nicht viel.

Zu guter Letzt nervt es mich, welche Belohnungen dort vergeben werden, denn sie machen das jeweilige Spiel ärmer.

Wenn mich in einigen Jahren jemand danach fragt, wo ich denn den coolen felverseuchten Drachen herbekommen habe, dann wäre es doch viel interessanter sagen zu können: „Den habe ich von diesem seltenen Feind bekommen“ oder „Der wartet am Ende eines langen Rätsels“.

Stattdessen ist die ehrliche Antwort: „Den gab es, wenn man einen Stream laufen hatte, aber ich weiß gar nicht, was da lief, denn ich hab es mir nicht angeschaut.“

Ich hoffe, dass dieser ganze „Drop-Irrsinn“ auf Twitch und YouTube in den kommenden Jahren wieder nachlässt – nicht nur bei Blizzard, sondern bei allen Spielen.
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