So will die Navy die USS Enterprise entsorgen

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ww_michael
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So will die Navy die USS Enterprise entsorgen

Beitrag: # 3352Beitrag ww_michael »

Die US Navy hat sich nach knapp zehn Jahren für eine Methode zur Verschrottung des ersten nuklearen Flugzeugträgers der Welt entschieden. Eine extra geschaffene Dienststelle hat sogar schon die neue Ford-Klasse im Blick – aber erst in vielen Jahren.

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Die US Navy hat vor kurzem ein eigenes Büro ins Leben gerufen, das sich ausschließlich um die Deaktivierung und Entsorgung von Flugzeugträgern kümmert. Dabei markiert die Enterprise nur den Anfang, denn die neue Institution soll sich auch um die Nimitz-Klasse und sogar die brandneue Ford-Serie kümmern. "Wir haben gerade ein Programm-Büro aufgebaut, das 100 Jahre Arbeit vor sich hat", sagte Rear Admiral James Downey aus der Beschaffungsabteilung der Marine während eines Symposiums der Gesellschaft der amerikanischen Marine-Ingenieure.

Mammut-Aufgabe

Die Navy verfügt zwar über eine Abteilung, die sich um ausgemusterte Schiffe kümmert, aber mit der Enterprise als erstem nuklear-getriebenen Flugzeugträger der Welt kommt eine ganz neue Größenordnung auf die Planer zu – die Kosten kratzen am Milliarden-Bereich.

Zehn Jahre eingelagert

Kein Wunder, dass sich die Admiräle mit der endgültigen Entscheidung über das Schicksal der "Big E" Zeit gelassen haben. Die 1961 in Dienst gestellte Enterprise hatte 2012 ihre letzte Einsatzfahrt durchgeführt und wurde am 1. Dezember 2012 außer Dienst gestellt. Die Streichung aus dem Schiffsregister erfolgte am 3. Februar 2017. Seitdem liegt der Carrier in Newport News vor Anker. Die Brennstäbe der acht Reaktoren hatte die Werft bis April 2018 bereits vor Ort entfernt. Sie befinden sich beim Idaho National Laboratory des US-Energieministeriums.

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Endlagerung in Washington

Der ursprünglichen Planung nach sollten die Reaktor-Gehäuse nach Hanford im US-Bundesstaat Washington zur Lagerung beziehungsweise Entsorgung kommen. Der Standort des Departments of Energy (DOE) entstand im Jahr 1943 zur Plutonium-Herstellung für das Manhattan-Projekt und hat schon die entsprechenden Komponenten verschiedener nuklearer US-U-Boote betreut. Aber nicht zuletzt aufgrund ihrer Größe erfordert die Enterprise neue Maßnahmen.
Reaktor-Gehäuse an Lagerstelle

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Neuer Weg für die "Big E"

Erst am 5. September 2023 veröffentlichte das US Department of the Navy ihren endgültigen Plan: Zum ersten Mal will die US-Marine einen kommerziellen Anbieter mit der Entsorgung beauftragen. Die eigenen Werften müssen sich nämlich angesichts eingeschränkter Kapazitäten – besonders COVID hatte einen starken Einfluss auf das Personalkraft – auf das Instandhalten bestehender Schiffe konzentrieren.

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Milliarden-Projekt

Drei Möglichkeiten standen zur Auswahl: Im ersten Weg hätte man das Schiff zu einem kommerziellen Unternehmen geschleppt und es dort bis auf die Antriebssektion zerlegen lassen – das hätte sich auf zwei Drittel der CVN-65 beschränkt. Den Restteil sollte ein Schwerlastschiff über Südamerika nach Bremerton bringen. Dort hätte die Marinewerft die Reaktor-Gehäuse entnommen und in acht spezielle Stahlbehälter verfrachtet. Diese "Särge" (11 m lang, 12 m breit, 14 m hoch, rund 1,65 Tonnen schwer) wären dann nach Hanford transportiert und dort im Graben (Trench) 94 endgelagert worden. Die zweite Möglichkeit unterschied sich nur dadurch, dass die Reaktoren in Zweier-Packs behandelt worden wären.

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Nur ein Drittel der Zeit

Die Navy entschied sich aber für die dritte, komplett kommerzielle Variante, bei der private Unternehmen das Schiff komplett zerlegen und die nuklear belasteten Komponenten entsorgen. Laut USN dauert dieser Prozess nur rund fünf Jahre. Die anderen Möglichkeiten hätten bis zu 15 Jahre in Anspruch genommen. Als mögliche Orte gelten Hampton Roads in Virginia, Brownsville in Texas und Mobile in Alabama. Für das radioaktive Material kommen drei Einrichtungen infrage: Waste Control Specialists (Andrews, Texas), EnergySolutions (Clive, Utah) und der DOE-Standort Savannah River (Aiken, South Carolina). Das Ganze soll zwischen 554 und 696 Millionen Dollar kosten und von 2025 bis 2029 dauern. Laut Navy hätten die anderen Optionen mit bis zu 1,358 Milliarden Dollar zu Buche geschlagen. Dagegen klingen die Kosten, die Enterprise schwimmfähig im Wasser zu erhalten, mit zehn Millionen Dollar pro Jahr fast wie ein Schnäppchen. Aber der nukleare Antrieb hatte jeglicher Hoffnung auf eine Erhaltung der Enterprise als Museumsschiff den Garaus gemacht.

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USS Nimitz folgt

Die Erfahrungen mit der Enterprise dürften für den Entsorgungsvorgang der nachfolgenden Träger wertvoll sein. Allerdings überschneiden sie sich, denn der Prozess zur Inaktivierung der USS Nimitz hat zum Beispiel schon begonnen – auch wenn der Träger noch eine Verlängerung der Nutzungsdauer bis Mai 2026 bekommen hat. Im April dieses Jahres gab die Navy eine entsprechende Ausschreibung zum "Enttanken" des Trägers heraus. Der Defuelling-Prozess soll bis 2030 abgeschlossen sein. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich wohl schon die neue USS Enterprise CVN-80 in Dienst – so lebt wenigstens der Name der "Big E" weiter.
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