So könnten Netzbetreiber die Stromzufuhr künftig drosseln

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ww_michael
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So könnten Netzbetreiber die Stromzufuhr künftig drosseln

Beitrag: # 3433Beitrag ww_michael »

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Wird zu viel Strom verbraucht, dürfen Stromnetzbetreiber gezielt die Stromzufuhr für Wärmepumpen und E-Ladestationen drosseln. Doch wie funktioniert das?

In den vergangenen Monaten ist die Zahl privater E-Ladestationen sowie Wärmepumpen – und somit auch die der Energieverbraucher stark gestiegen. Da diese Abnehmer häufig zur selben Zeit Strom beziehen, kann es unter Umständen zu einer Netzüberlastung und somit zu einem Stromausfall kommen. Um das zu verhindern, ist es den Stromnetzbetreibern seit dem 1. Januar 2024 erlaubt, die Stromversorgung privater Haushalte unter bestimmten Voraussetzungen zu drosseln. Die Regeln dazu sind im Paragraf 14a EnWG festgelegt. Was müssen Verbraucher jetzt erwarten oder gar befürchten?
Welcher Netzbetreiber drosselt bereits die Stromleistung?

Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gibt es derzeit noch keinen Netzbetreiber, der seine Stromzufuhr dimmt. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Netzbetreiber die Stromzufuhr nicht schon jetzt kontrollieren. Im Gegenteil. Die Netzbetreiber kontrollieren schon seit Längerem den Strombezug ihrer Kunden – ohne dass diese es merken.

"Ein stabiler Betrieb [50 Hertz] des Stromnetzes [...], ist nur möglich, wenn Stromerzeugung und -verbrauch ausgeglichen sind. Da sich jedoch sowohl die Stromerzeugung als auch der Stromverbrauch über die Zeit verändern, kommt es immer zu Schwankungen der Frequenz" erklärt die Bundesnetzagentur (BNetzA) auf Nachfrage von t-online. Da die Netzbetreiber bei Abweichungen schnell in die Stromzufuhr eingreifen, spüren vor allem private Haushalte diese Kontrollen nicht.

Wer ist von der Drosselung betroffen?

Es gibt jedoch auch Verbraucher, die die Stromdrosselung deutlich spüren werden: Besitzer von alten Wärmepumpen sowie Betreiber von Nachtspeicheröfen/Nachtspeicherheizungen. Denn diese Stromabnehmer schalten sich bei einer zu geringen Stromzufuhr oder einer Unterbrechung der Stromzufuhr ab. Das Haus würde demnach kalt bleiben und die Heizung müsste erst neu gestartet werden. Und auch Haushalte, die gleichzeitig eine (alte) Wärmepumpe und eine private E-Ladestation betreiben, würden eine mögliche Stromdrosselung spüren. Daher der Tipp: Modernisieren Sie Ihre Wärmepumpe, um Ausfälle zu vermeiden.

Im Jahr 2022 haben die Netzbetreiber laut Bundesnetzagentur bereits bei über 1,8 Millionen Anlagen wie Wärmepumpen (39 Prozent) und Nachtspeicherheizungen (58 Prozent) die Stromzufuhr gezielt gelenkt.

Übrigens: Bei modernen Wärmepumpen, die auch mit einer geringen Stromleistung von bis zu 4,2 Kilowattstunden laufen, sei die Drosselung hingegen kein Problem. Und auch moderne Wallboxen würden sich nicht abschalten – lediglich die Ladedauer des E-Autos würde sich auf zwei Stunden für 50 Kilometer Strecke verlängern.
Welche Pflichten haben die Netzbetreiber?

Bis zum 31. Dezember 2023 durften die Stromnetzbetreiber den Anschluss privater Wallboxen oder Wärmepumpen verbieten, wenn durch diese Stromabnehmer das Netz überlastet werden könnte. Das ist nun nicht mehr möglich. Anstatt den Anschluss abzulehnen, müssen die Netzbetreiber nun dafür sorgen, dass das Netz ausgebaut wird und nicht mehr überlasten kann. Darüber hinaus müssen sie, bevor sie Stromabnehmer gezielt drosseln, die Auslastung des Stromnetzes analysieren und dann anhand dieser Echtzeit-Analyse die Stromabnehmer gezielt ansteuern.
Wie erfolgt die Drosselung?

Für die sogenannte netzorientierte Steuerung sind entsprechende Geräte (Mess-, Steuer- und Kommunikationstechnik) beim Stromabnehmer nötig. Eines davon ist beispielsweise ein moderner Smart Meter. Ist er mit einem Steuerelement ausgestattet, kann der Verteilernetzbetreiber dieses im Notfall gezielt ansteuern. Wichtig für die Umsetzung ist jedoch, dass alle Haushalte mit diesen modernen, intelligenten Messsystemen mit Steuerbox ausgestattet sind.

Der Stadtwerkeverband VKU geht allerdings davon aus, dass die netzorientierte Steuerung bis jetzt nur ein Modellprojekt der jeweiligen Verteilernetzbetreiber ist, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Es fehle an zertifizierten Steuerboxen für die Anlagen, heißt es.

Ab wann könnte die gezielte Stromdrosselung dann wirklich erfolgen?

Und selbst wenn die entsprechenden Smart Meter vorhanden sind, müssten diese erst verbaut werden – und das koste sowohl Geld als auch Zeit. Solange also noch kein zwingender Handlungsbedarf besteht, würden die Netzbetreiber noch nicht derart offensiv die Stromzufuhr drosseln. Vorschläge für die einheitliche moderne Steuerungstechnik werde es laut BDEW erst ab 2025 geben. Aktuell hapere es unter anderem noch an den Datenschutzvorschriften. Bis 2028 muss jedoch das Problem behoben sein. Denn die Vorgaben sehen vor, dass bis dahin in allen Haushalten diese neuen, intelligenten Stromzähler verbaut sind.
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