E-Mail-Konto wurde gehackt: Diese Schritte sind jetzt wichtig

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ww_michael
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E-Mail-Konto wurde gehackt: Diese Schritte sind jetzt wichtig

Beitrag: # 3629Beitrag ww_michael »

Es passiert schneller und häufiger, als man denkt: Das Mail­konto wird gehackt. Welche Ursa­chen das hat, was man tun kann und vor allem wie - erklärt in drei Schritten.

Sie versu­chen, sich mit Ihrem Pass­wort bei Ihrem E-Mail-Konto anzu­melden und es funk­tio­niert nicht? Der Strea­ming­dienst der Wahl streikt auch? Noch dazu bekommen sie eine Benach­rich­tigung, dass sich jemand in China bei einem Ihrer Konten einloggen will, obwohl Sie in München leben? Das können Zeichen dafür sein, dass etwas ganz gehörig nicht stimmt: Das E-Mail-Konto könnte gehackt worden sein.

"Manchmal bekommt man auch böse Mails über Klein­anzeigen, wo denn die Ware bleibe", sagt Chris­topher Kunz, Sicher­heits­experte beim IT-Fach­portal "heise online". Oder ein Dienst­anbieter meldet sich, weil Unbe­kannte ein Daten­leck entdeckt und Zugangs­daten erbeutet haben, nennt Rainer Schuldt von der "Computer Bild" ein weiteres Szenario. Dann gilt vor allem: Sofort das Pass­wort von allen betrof­fenen Konten ändern, um den Angrei­fern den weiteren Zugang unmög­lich zu machen.

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Aber wie passiert das eigent­lich, dass Zugangs­daten in falsche Hände geraten? Man muss sich das jetzt nicht so vorstellen, dass irgendwo jemand vor dem Computer sitzt und so lange versucht, ein Mail­konto zu über­nehmen, bis das rich­tige Pass­wort erraten ist.

In der Realität läuft das oft so: Rechen­pro­gramme probieren fix alle mögli­chen Kombi­nationen durch - oder die Täter kaufen die Zugangs­daten gleich en gros. Die Daten können im nicht so ganz öffent­lichen Teil des Inter­nets, dem Darknet, ange­boten worden sein und zum Beispiel aus Hacker­angriffen auf Dienst­anbieter stammen. Am schlechten eigenen Pass­wort kann es auch liegen - das ist aber eher selten.

Erster Schritt: Pass­wörter ändern - manchmal braucht man dabei Hilfe

Was also tun, wenn mit dem eigenen Mail­konto Schind­luder getrieben wird oder man gar nicht mehr herein­kommt? Es kommt ein wenig darauf an, wie schlimm der Fall ist. Beson­ders fatal ist es vor allem dann, wenn man dasselbe Pass­wort für mehrere Konten nutzt. Also das Mail­konto zum Beispiel mit der ohnehin eher unsi­cheren Kombi­nation "passwortXYZ" geschützt hat, und dieses Pass­wort zu allem Über­fluss auch für Online-Banking, Dating­profil, Klein­anzeigen-App und soziale Medien verwendet.

In diesem Fall raten Chris­topher Kunz und Rainer Schuldt dazu: sofort sämt­liche Pass­wörter neu vergeben. Beson­ders wichtig ist das bei Diensten, wo auch Bezahl­daten hinter­legt sind. Sonst droht nicht nur Ärger, sondern auch Geld­ver­lust.

Höchste Prio­rität muss dabei das Mail­konto haben. Das hat zwei Gründe:

Die Mail­adresse ist häufig Benut­zer­name für andere Dienste
Über das Mail­konto lassen sich die Pass­wörter für andere Dienste leicht zurück­setzen und man verliert den Zugriff

Hat man keinen Zugriff mehr auf das Mail­konto, weil die Angreifer even­tuell schon das Pass­wort geän­dert haben, hilft nur noch der Weg über den Dienst­anbieter. Nur dieser kann die Adresse im besten Fall wieder­her­stellen. "Mit eigenen Bord­mit­teln ist das nicht möglich", sagt Rainer Schuldt. Bei den großen Anbie­tern wie Google oder Micro­soft gibt es entspre­chende Hilfe-Seiten mit Hand­rei­chungen und Formu­laren zum Ausfüllen. Mail-Anbieter GMX führt im Fall des Falles eine Iden­titäts­prü­fung durch.

Wichtig dafür: Man muss nach­weisen können, auch wirk­lich Konto­inhaber zu sein. Die persön­lichen Daten müssen also halb­wegs korrekt sein. Wer vor 30 Jahren eine anonyme Mail­adresse bei einem Gratis­pro­vider ange­legt hat, kommt hier womög­lich nicht weiter.
Zweiter Schritt: Iden­titäts­dieb­stahl anzeigen

Sind die Pass­wörter geän­dert und im besten Fall alle Konten wieder unter Kontrolle, heißt es: Anzeige muss raus! Die Polizei Bran­den­burg rät etwa dann dazu, wenn:

das Mail­konto zum Spam-Versand genutzt wird
mit geklauten Kredit­kar­ten­daten Einkäufe oder Bargeld­abhe­bungen erfolgen
Zugangs­ken­nungen zu sozialen Netz­werken genutzt werden, um belei­digende Nach­richten zu veröf­fent­lichen
privat geführte Konten zur unbe­rech­tigten Über­wei­sung von Geld genutzt werden
eBay-Konten oder ähnliche Dienste zum Angebot von Waren oder für Online-Shop­ping verwendet werden

Die Anzeige mit einer Doku­men­tation des Falles bei der Polizei kann auch dabei helfen, even­tuelle Regress­for­derungen von Opfern der Iden­titäts­diebe abzu­wehren.
Dritter Schritt: Mehr Sicher­heit für die Zukunft

Sind die Pass­wörter schnell geän­dert, ist es Zeit für eine Analyse. Zunächst einmal lohnt ein Blick, ob und wo die eigenen Zugangs­daten mögli­cher­weise schon überall unter­wegs sind. Dabei helfen Dienste wie der Iden­tity Leak Checker des Hasso-Plattner-Insti­tuts - eine kostenlos abruf­bare Daten­bank, die zahl­lose abge­fischte Iden­titäts­daten enthält.

Das Bundesamt für Sicher­heit in der Infor­mati­ons­technik (BSI) hat auf seiner Bürger­seite umfas­sende Bera­tungs­ange­bote zusam­men­gestellt. So bekommt man auch einen Über­blick, welche Konten viel­leicht noch betroffen sein könnten.

Dann gilt: Noch einmal neue und wirk­lich sichere Pass­wörter vergeben. Hierbei helfen zum Beispiel die Pass­wort­gene­ratoren, die in immer mehr Webbrow­sern stecken. Firefox, Chrome und Safari etwa können sichere Pass­wörter erzeugen und diese auch im eigenen Pass­wort­manager abspei­chern. Dann entfällt das lästige Ausdenken und Erin­nern von Pass­wör­tern für jedes einzelne Konto. Pass­wort­manager sind zum Beispiel auch Teil von Apples iCloud oder kommen von Anbie­tern wie KeePass, Bitwarden, LastPass oder 1Pass­word. Zum Teil sind sie kosten­pflichtig.
Am besten Zwei-Faktor-Authen­tifi­zie­rung nutzen

Das Pass­wort ist aber nicht der einzige Schutz für ein Konto. Bei manchen Anbie­tern kann man eine zweite Adresse als Rettungs­mail­adresse, eine Tele­fon­nummer oder Antworten auf Sicher­heits­fragen hinter­legen, um das Pass­wort zurück­zusetzen, falls man es vergessen hat oder es zu einem Hacking-Fall kommt. Wer auf Sicher­heits­fragen setzt, sollte die Antworten gut notieren und verwahren, rät Chris­topher Kunz. Auch Einmal-Codes für den pass­wort­losen Zugriff auf ein Konto können ausge­druckt und abge­legt werden.

Sowohl Rainer Schuldt als auch Chris­topher Kunz empfehlen: Sämt­liche Siche­rungs­ange­bote nutzen, die es gibt. Das gilt beson­ders für die Zwei-Faktor-Authen­tifi­zie­rung. Ist sie akti­viert, muss eine Anmel­dung noch mithilfe eines Codes (kommt per SMS oder App) oder über ein zweites Gerät bestä­tigt werden. So kommt ein Angreifer auch dann nicht in ein Konto hinein, wenn er das Pass­wort erbeutet hat.

Wer noch einen Schritt weiter gehen will, kann bei vielen Online­diensten die Pass­wörter auch ganz abschaffen und durch einen Passkey ersetzen. Das ist ein auf dem eigenen Gerät hinter­legter geheimer Schlüssel. Zusammen mit dem beim jewei­ligen Dienst gespei­cherten Schlüssel kann nach einma­liger Einrich­tung eine Anmel­dung ohne Eingabe von Benut­zer­name und Pass­wort erfolgen. Mehr Infor­mationen zu Pass­keys und wie sie im Detail funk­tio­nieren, hat das BSI verständ­lich auf seiner Bürger­seite zusam­men­gefasst.

Wenn plötz­lich unbe­kannte Rech­nungen und Inkas­soschreiben ins Haus flat­tern oder die Polizei zur Haus­durch­suchung anrückt, ist der Schreck groß. Oft steckt ein Iden­titäts­dieb­stahl dahinter. Wir erläu­tern, wie man sich richtig verhält.
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