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Was Windows 11 über dich weiß – und wie du den Datenfluss eindämmst

Verfasst: Freitag 7. November 2025, 17:59
von ww_michael
Das Support-Ende von Windows 10 zwingt User:innen in die Arme von Windows 11. Das ist ab Werk ziemlich hellhörig. Wir erklären, wie du die wichtigsten Tracker deaktivierst.

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Seit dem 14. Oktober müssen sich Windows-10-Nutzer:innen entscheiden, wenn sie bei Microsofts Betriebssystem bleiben wollen. Entweder sie registrieren sich für ein Microsoft-Online-Konto und bekommen dafür einen in der EU kostenlosen Upgrade-Aufschub. Oder sie wechseln gleich zum Nachfolger, der 2026 auch schon fünf Jahre alt wird. Dafür braucht man in Zukunft allerdings auch einen onlinefähigen Microsoft-Account. Denn gängige Tricks für ein Setup mit lokalem Konto, dessen Daten auf dem eigenen Rechner bleiben, sollen bald nicht mehr funktionieren. Im Gegenzug gibt es neue Features, die man bei Windows 10 nicht mehr bekommt.

Die sind allerdings nicht immer gewünscht. So wie Microsofts Copilot. Der ist in der EU mit dem Update 24H2 aufgrund des Digital Markets Act zwar seit März 2025 standardmäßig deaktiviert, dürfte aber in Zukunft trotzdem immer weiter ins System integriert werden. Damit kommen zu den schon aus Windows 10 bekannten Telemetrie-Trackern, die Microsoft große Mengen an Nutzer:innendaten für die spätere Verwertung und Profilbildung liefern, mit Windows 11 noch eine Reihe weiterer optionaler Funktionen. Wer ein sauberes Setup haben und sicher gehen will, dass nur das Mindestmaß an nötigen Daten bei Microsoft landet, kann eine Vielzahl davon aber auch wieder abschalten. Wir zeigen euch, wie.


Wie schalte ich die Telemetrie in Windows 11 ab?

Das erste, was man in einem frisch installierten Windows 11 deaktivieren kann, ohne irgendwelche Probleme zu befürchten, sind Diagnosedaten. Darunter fallen zum Beispiel Absturzberichte, aber auch, welche Webseiten ihr ansurft und welche Programme ihr startet. Dass Microsoft das nicht zwingend erfahren muss, ist logisch. Sogar das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat eine Handreichung herausgegeben, wie sich Telemetrie unter Windows 10 deaktivieren lässt. Das sollte auch unter Windows 11 funktionieren. Um die Diagnosedaten zu deaktivieren, müsst ihr folgende Schritte befolgen:


Einstellungen > Datenschutz und Sicherheit > Diagnose und Feedback
Den Slider bei „Optionale Diagnosedaten senden“ auf „Aus“ stellen
Die Slider bei „Individuelle Benutzererfahrung“ auf „Aus“ und bei „Feedbackhäufigkeit“ auf „Nie“ stellen

So stellt ihr erstmal sicher, dass der Datenfluss an Microsoft-Server reduziert wird. Wer diesen ganz stoppen will, muss auf fortgeschrittenere Techniken wie das Editieren der Hosts-File oder der Windows Registry zurückgreifen. Auch das Blockieren des Diagnosedienstes DiagTrack mittels der Windows-eigenen Dienstverwaltung oder die Einrichtung von Blockaderegeln für die Windows-Firewall sind gängige Wege, um das Senden von Diagnosedaten zu unterbinden.
Wie deaktiviere ich unnötige App-Berechtigungen?

Als nächstes werfen wir einen Blick darauf, welche Zugriffe bestimmte Apps auf Funktionen wie Standort, Kamera und Mikrofon haben. Es empfiehlt sich, die Liste möglichst kurz zu halten. Auch, weil hier zahlreiche fragwürdige Einträge zu finden sind, die weder für großen Komfort noch für einen flüssigeren Betrieb sorgen. So kommt ihr zu den App-Berechtigungen:

Damit Apps nicht beliebig auf eure Gerätefunktionen zugreifen können, könnt ihr die Berechtigungen hier ziemlich granular einstellen. Vor allem Standort und Kontoinformationen sollten standardmäßig deaktiviert werden. Dienste wie Kamera und Mikrofon können aktiv bleiben, wenn ihr diese auch wirklich nutzt. Allerdings solltet ihr die Liste an Programmen, die darauf zugreifen können, regelmäßig kontrollieren. Auch KI-Funktionen wie Text- und Bildgenerierung könnt ihr guten Gewissens abschalten.



Wie werde ich Werbe-Tracking in den Windows-Berechtigungen los?

Einer der Gründe, warum Microsoft, so wie die meisten Tech-Firmen, Daten sammelt, ist die Erstellung von umfassenden Werbeprofilen. In der Theorie sollen User:innen dadurch bessere, persönlichere Werbung sehen, in der Praxis ist der Umgang mit den Daten aber mehr als intransparent.

Werbe- und andere Tracker findet ihr ebenfalls unter Datenschutz und Sicherheit. Deaktivieren lassen sich diese so:

Einstellungen > Datenschutz und Sicherheit > Allgemein
Slider für personalisierte Werbung, Zugriff auf Sprachliste, Verfolgen von App-Starts, vorgeschlagene Inhalte und Benachrichtigungen auf „Aus“ stellen

Ein weiterer wichtiger Hebel findet sich im Unterpunkt Suche. Dort lässt sich der Suchverlauf für euren eigenen Rechner deaktivieren, genauso wie das Durchsuchen eurer verknüpften Microsoft- und anderen Konten sowie die Darstellung von Suchergebnissen aus dem Web in normalen, lokalen Such-Tools. Ebenso kann es sinnvoll sein, weitere Optionen wie die Spracherkennung zu deaktivieren. Der Mehrwert, der dadurch generiert wird, ist jedenfalls überschaubar, und was wann wie und in welchem Umfang übertragen wird, bleibt unklar.

Übrigens: Auch bei Microsofts Browser Edge ist es potenziell ratsam, datenintensive Funktionen wie Personalisierte Werbung oder Autofill zu deaktivieren und Microsoft damit den Zugriff auf euer Online-Leben weiter zu erschweren. Wer gleich einen anderen, potenziell datenschutzfreundlicheren Browser sucht, wird in unserer Liste mit Big-Tech-Alternativen fündig.


Gibt es Alternativen zum manuellen Deaktivieren von Trackern?

Wem die manuelle Abschaltung der Verbindung zwischen der Microsoft-Zentrale und dem eigenen Rechner zu aufwändig ist, kann auch auf Tools von Drittanbietern zurückgreifen. Der Github-User Raphire hat mit Win11Debloat zum Beispiel ein kleines Tool für die Eingabeaufforderung von Windows 10 und Windows 11 geschrieben. Das Programm soll unter anderem „vorinstallierte Bloatware-Anwendungen entfernen, Telemetrie deaktivieren [und] störende Elemente der Benutzeroberfläche entfernen.“

Win11Debloat ist nicht das einzige Programm, das diese Funktionen bietet, zu den anderen gehören DoNotSpy11, W10Privacy, O&O ShutUp10++ und Windows Telemetry Blocker. Wie bei den meisten Github-Projekten gilt hier natürlich: Erstellt euch eine Sicherheitskopie wichtiger Daten und testet gerade neue und unüberprüfte Skripte auf eigene Gefahr.

Das gilt auch, sobald Änderungen an der Registry, der Gruppenrichtlinie bei Varianten wie Windows 11 Pro, den Windows-Diensten oder der Firewall vorgenommen werden. Damit lässt sich der Funkverkehr nach außen zwar noch grundlegender eindämmen und kontrollieren, oft halten diese Anpassungen aber nur bis zum nächsten Update.

Ob manuell, mit Skripten und Tools oder dem Editieren von Registry oder Gruppenrichtlinien: Wer den gesamten Datenstrom an Windows-Hersteller Microsoft unterbinden will, hat viel zu tun und wird vermutlich nie zu hundert Prozent erfolgreich sein. Zumindest dann nicht, wenn kein Wechsel zu alternativen Betriebssystemen wie Linux geplant ist. Aber ganz muss man sich der Sammelwut von Microsoft eben auch nicht ergeben.