München – Ein Hitzerekord folgt auf den anderen – die vergangenen Monate in Deutschland waren besonders warm. Bereits 2023 war das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn. Dieses Jahr setzt sich der Trend offenbar fort, so haben Meteorologen auch im Februar und März Rekordtemperaturen vermeldet. Eine aktuelle wissenschaftliche Analyse aus Großbritannien prognostiziert, dass die Sommer in Europa künftig noch heißer werden könnten als bisher geglaubt.
Wetter-Wandel? Sinkende Luftverschmutzung kann langfristig zu mehr Hitze im Sommer führen
Das renommierte Fachmagazin New Scientist aus London berichtet, dass die Auswirkungen der abnehmenden Luftverschmutzung in einigen regionalen Klimamodellen stark unterschätzt werden. Dies könnte bedeuten, dass saubere Luft zu mehr Hitze im Sommer führt – nicht nur im Jahr 2024. Auch der Jetstream könnte extreme Hitzewellen in Europa verstärken.
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Hitzewellen und Dürre werden immer häufiger und wärmer – laut einer Analyse begünstigt die sinkende Luftverschmutzung diese Entwicklung. © IMAGO/Christian Ohde
Die sinkende Luftverschmutzung führt regional zu einer stärkeren Sonneneinstrahlung. „Wenn Modelle die Veränderungen der Luftverschmutzung nicht berücksichtigen, werden sie die Intensität künftiger Hitzewellen noch stärker unterschätzen als die mittlere Sommererwärmung“, so Dominik Schumacher von der ETH Zürich, zitiert vom New Scientist. „Es ist problematisch, weil viele europäische Länder bei der Zukunftsplanung stark auf diese Simulationen angewiesen sind.“
Sommererwärmung von 1980 bis 2020: Regionale Modelle haben sich um mehr als einen Grad verschätzt
Schumacher und sein Team von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich analysierten die Sommererwärmung in Europa von 1980 bis 2022 und verglichen diese Daten mit den Prognosen regionaler Klimamodelle. Die Fachpublikation berichtet, dass die regionalen Modelle die tatsächliche Erwärmung im Durchschnitt um mehr als ein Grad Celsius unterschätzt haben. Die Klimamodelle berücksichtigen demnach nicht die Veränderungen in den Luftzirkulationsmustern, die laut den Zürcher Wissenschaftlern mehr Wärme in bestimmte Regionen bringen.
Die Forscher untersuchten auch die Annahmen der Klimamodelle bezüglich der Intensität des Sonnenlichts. Sie stellten fest, dass die meisten regionalen Klimamodelle nicht berücksichtigen, dass die Intensität der Sonneneinstrahlung in Europa zunimmt, während die Luftemissionen abnehmen.
Hitze-Sommer? Luftverschmutzung in Deutschland seit 25 Jahren rückgängig
„Der Hauptgrund dafür, dass diese regionalen Klimamodelle diese vom Menschen verursachte Erwärmung nicht reproduzieren konnten, liegt darin, dass die meisten von einer konstanten Luftverschmutzung ausgehen“, erklärte Schumacher bei der Präsentation der ETH-Ergebnisse auf einem Treffen der „European Geosciences Union“ in Wien, Österreich. Laut den Erkenntnissen des ETH-Forschungsteams könnten die Sommer in Europa um das Jahr 2100 herum im Durchschnitt zwei Grad wärmer sein als heute.
Es gibt viele Anzeichen für eine abnehmende Luftverschmutzung, beispielsweise durch weniger Emissionen im Straßenverkehr. Das Umweltbundesamt schreibt auf seiner Website unter dem Punkt „Entwicklung der Luftqualität“: „Die Belastung der Luft mit Schadstoffen nahm in den vergangenen 25 Jahren deutlich ab. Mittlerweile gibt es in Deutschland keine Überschreitungen der europaweit geltenden Grenzwerte für Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Benzol und Blei mehr.“
Auch Mittelmeerraum erwartet abnehmende Luftverschmutzung
Auch im Mittelmeerraum, einschließlich der beliebten Urlaubsländer Spanien, Italien, Kroatien, Griechenland und der Türkei, wird eine abnehmende Luftverschmutzung erwartet. Ab dem 1. Januar 2025 müssen alle Schiffe im Mittelmeer Treibstoffe mit einem Schwefelgehalt von nicht mehr als 0,1 Prozent oder Abgasreinigungssysteme verwenden. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) weist darauf hin, dass Schwefelemissionen von Schiffen erheblich zur Luftverschmutzung im Mittelmeerraum beitragen. Jedoch entsteht auch im Haushalt ein Teil der Luftverschmutzung.
Doch könnten die extrem hohen Temperaturen bereits früher eintreten, nachdem der Sommer 2023 bereits von Hitzewellen und Dürre geprägt war? Der Biologe Mark Benecke prognostiziert zumindest für Deutschland eine nie dagewesene Hitze im Jahr 2024.
Experte erwartet „Höllensommer des Jahrtausends“
Bei einem Vortrag in Bonn im März erklärte der Wissenschaftler und Autor: „Ich kann Ihnen aus den Erfahrungen der letzten Jahre mit fast völliger Sicherheit [...] sagen, dass wir den Höllensommer des Jahrhunderts und Jahrtausends kriegen werden.“ Er stützte seine Prognose auf Temperaturaufzeichnungen der letzten Jahrzehnte, die zeigen, dass die Temperaturen im Sommer 2023 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gestiegen sind.