Im Sommer 2015 holten Soldaten einen Wehrmachtspanzer aus dem Keller eines Hauses an der Kieler Förde. Auch ein Flakgeschütz, Waffen und Munition waren in Heikendorf deponiert.
Am Landgericht Kiel hat am Freitag der Prozess gegen den 84-jährigen Besitzer der Waffen begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Waffengesetz und das Sprengstoffgesetz vor. Die entscheidende Frage: Sind der Panzer und die anderen Waffen zumindest teilweise noch einsatzfähig oder nicht? Ist dies etwa beim Panzer der Fall, dürfte er nicht in privater Hand sein. Darum geht es im Kern des Verfahrens. Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz werden mit mindestens einem Jahr und maximal fünf Jahren Gefängnis geahndet.
Waren die Waffen funktionstüchtig?
Gerichtssprecher Markus Richter sagte am Freitag: "Die Kammer meint, dass zurzeit drei der vier als Kriegswaffen bezeichneten Gegenstände nicht einsatzfähig sind und auch nicht mit entsprechendem Aufwand wieder hergestellt werden können." Bei dem in Heikendorf abtransportierten Panzerkampfwagen, dem Torpedo und einem Mörser vom Kaliber fünf Zentimeter gehe es wahrscheinlich "nicht um Kriegswaffen im Sinne des Kriegswaffenkontrollgesetzes, weil diese nicht mehr als solche einsatzfähig seien", so das Gericht.
Anders könnte es bei der Flugabwehrkanone aussehen. Die könnte nach Auffassung der Kammer noch funktionsfähig sein. Die Verteidigung sagte aber, es gebe dafür keine Munition. Die müsse erst angefertigt werden und das wäre unverhältnismäßig teuer.
Bekommt der Angeklagte die Waffen zurück?
Die Verteidigung ist der Auffassung, dass alle gefundenen Kriegswaffen insgesamt nicht mehr funktionsfähig waren. Auch nach früheren Angaben der Verteidigung handelt es sich bei den Gegenständen "um entmilitarisierte historisch-museale Objekte, die nicht die Tatbestandsmerkmale einer Kriegswaffe erfüllen". Wenn das Gericht zu der Überzeugung gelangt, dass die Kriegswaffen und der Panzer nicht mehr funktionsfähig sind, kann der Angeklagte laut Gericht die beschlagnahmten Objekte zurückbekommen.
Mehr als 1.000 Schuss Munition
Die Staatsanwaltschaft war im Sommer 2015 bei einer Hausdurchsuchung auf die Waffensammlung gestoßen. Unter anderem wurde der alte Kampfpanzer vom Typ "Panther" aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Der Besitzer hatte ihn in den späten 1970er-Jahren schrottreif in England gekauft und restaurieren lassen. Zudem besaß der Mann ein 8,8-Zentimeter-Flakgeschütz, einen Torpedo, einen Mörser, Maschinen- und Sturmgewehre, halb- und vollautomatische Pistolen sowie mehr als 1.000 Schuss Munition.
Panzer im Keller: Prozess gegen 84-Jährigen in Kiel begonnen
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