Auch Ironwolf betroffen: Festplatten-Betrug wird raffinierter

Alles rund um Hardware
Antworten
Benutzeravatar
ww_michael
Site Admin
Beiträge: 3259
Registered for: 4 years 2 months
4
Wohnort: Winnen
Hat sich bedankt: 92 Mal
Danksagung erhalten: 2042 Mal
Geschlecht:
Alter: 60
Kontaktdaten:
Germany

Auch Ironwolf betroffen: Festplatten-Betrug wird raffinierter

Beitrag: # 4050Beitrag ww_michael »

Der Betrug mit gebrauchten Seagate-Festplatten weitet sich auf weitere Modelle aus. Auch Käufer von Ironwolf-Modellen sollten die Laufwerke genau untersuchen.

Bild

Bislang waren beim Skandal um als neu verkaufte, aber gebrauchte Seagate-Festplatten vor allem Modelle der Server-Serie Exos betroffen, die meisten mit 12, 14 und vor allem 16 TByte. Nun aber erhalten wir vermehrt Mails mit Informationen zu möglicherweise gefälschten Werten bei NAS-Laufwerken aus den Baureihen Ironwolf und Ironwolf Pro mit 8 und 16 TByte Speicherplatz.

Die meisten dieser Hinweise weisen auf die mittlerweile übliche Betrugsmethode hin: SMART-Werte löschen, neu verpacken, verkaufen, fertig. Der Betrug lässt sich über die smartmontools oder andere spezialisierte Programme ermitteln, auch weist bereits das aufgedruckte Produktionsdatum auf alte Ware hin.

Doch nun tauchen Laufwerke auf, die sogar auf den zweiten Blick neu erscheinen. Das Produktionsdatum auf dem Aufkleber ist recht aktuell, die SMART-Werte sind frisch und eine Garantieabfrage gibt einen Restzeitraum bis 2029 aus. Doch eine Überprüfung der FARM-Werte bestätigt, dass diese Laufwerke schon ein paar Tausend Stunden Betrieb hinter sich haben.

Erklärung gesucht

Schaut man sich die Laufwerke etwas genauer an, dann fallen bei den uns bekannten Fällen leichte Dellen im Gehäuse sowie eventuell Abschürfungen am SATA-Anschluss auf – erste Zeichen für einen vorherigen Gebrauch. Weiterhin klebt der Aufkleber zu weit unten – das würde dem Hersteller nicht passieren. Die FARM-Werte aber enthalten die realen Betriebsstunden und auch das echte Produktionsdatum, wenn auch in verdrehter Form.

Den Betrügern muss es daher mittlerweile möglich sein, die Seriennummer der Festplatten zu modifizieren. Dazu nutzen sie die Nummern neuerer Laufwerke, die noch eine ausreichend lange Garantiezeit vor sich haben; es handelt sich also um echte Seriennummern. Doch dürften diese mehrfach, wenn nicht gar hundertfach zum Einsatz kommen; spätestens beim zweiten Garantiefall dürfte Seagate misstrauisch werden.

Einen weiteren Hinweis auf einen Betrug erhält man durch das Garantiedatum. Normalerweise gibt Seagate auf die Retail-Versionen der Ironwolf-Pro-Laufwerke 5 Jahre Garantie. Da der Hersteller nicht weiß, wie lange die Laufwerke auf dem Weg zum Kunden sind, gibt er lieber ein paar Monate drauf. Die so gefälschten Laufwerke aber haben exakt 5 Jahre Garantie ab aufgedrucktem Produktionsdatum.

Der Seagate-Support bestätigte in einem Chat mit einem Betroffenen, dass es sich bei dem vorliegenden Laufwerk um einen Betrug handeln müsse. Der Support-Mitarbeiter schrieb zudem, dass eine Platte mit dieser Seriennummer erstmals in den USA ausgeliefert wurde und Seagate daher kein Austauschlaufwerk in ein europäisches Land schicken könne.
Update
19.02.2025, 08:10 Uhr

Ein weiteres Indiz für einen Betrug ist das Alter des Gehäuses. Auf der Unterseite erhebt sich ein Steuerkreuz mit einer Jahreszahl, die in vielen Fällen dem Produktionsjahr entspricht, häufig auch dem davor. In unserem Fundus befindet sich jedoch auch ein Laufwerk, dessen Gehäuse mehr als drei Jahre vor dem oben aufgedruckten Produktionsdatum hergestellt wurde. Auf silbernen Gehäusen haben wir dieses Merkmal jedoch nicht gefunden, nur auf schwarzen.

Seagate Deutschland hat auf unsere Anfrage nach einem Kommentar den folgenden Text geschickt: "Wir sind uns dieses Problems bewusst. Betrug im Zusammenhang mit Ironwolf ist nichts Neues; er ist Teil betrügerischer Praktiken. Seagate untersucht diese Praktiken."
Bild
Antworten